Der Kreis ist geschlossen, Audi kehrt mit dem A1 zu seinen kleinsten Wurzeln zurück – der Audi 50 hat seinen Pendant im aktuellen Modellprogramm bekommen. Der Vergleich mit dem ehemals kleinsten Audi verdeutlicht aber auch auf unangenehmste Weise, wohin seit etwa einem Jahrzehnt die Reise des Unternehmens geht: mit grimmigem Ausdruck, nuttigem LED-Lidstrich und Messer in der gefletschten Spaceframe-Kauleiste geradewegs in den Unsympathen-Olymp der Glatt-Optimiert-Erfolgreich-um-jeden-Preis-Fraktion. In bewährter Manier hat die Designabteilung die Linie des Konzern 1:1 auf die Polo-Klasse übertragen – ein Sammelsurium an Drohgebärden, die in der gehobenen Klasse noch gerade so als sportlich durchgehen, in dieser Größe jedoch grotesk anmuten. Der A1 wirkt mit dieser Attitüde wie ein muskelbepackter, zwergwüchsiger Handlanger eines James-Bond-Widersachers. Naja, doch eher wie Austin Powers‘ MiniMe – nur lustig ist er leider nicht…

…stattdessen also pulsierende Bizeps-Radhäusern im König-Breitbau-Format, dopingunterlaufene Aggro-Augen mit LED-Kampfuntermalung, ein Rumpf wie ein Stumpf und ein Dachaufbau, so filligran und entbehrlich wie das verkehrtherum getragene Baseball-Cap auf dem Vakuum eines Türstehers. Eigentlich hat ja Peugeot damit angefangen, aber wirklich schuldig sind sie nicht, man weiss nicht wie der 207 hätte wirken sollen, nur, dass er im Endeffekt sehr naturnah wie ein an Land nach Luft schnappender, verendender Fisch geworden ist – Audi hat konsequent angeknüpft, den Kopf dieses Fisches reanimiert und mit landtauglicher Muskelmasse angereichert. Derlei Frankensteinerei sollte verboten werden… aber auch die schamlose Bedienung bei unvorteilhaften Lebewesen, denn der einem Schnabeltier ähnelnde Scirocco aus selbem Haus macht es nicht besser. Aber lassen wir das.

Wir haben lange auf „Premium“ in dieser Klasse gewartet, uns mit grottigen Konkurrenzangeboten abspeisen lassen, die nichts weiter als Haltbarkeit, ausufernde Ausstattungsoptionen, Qualität, ultraspassige Go-Kart-Fahrwerke und spritzige Motoren bieten – jetzt endlich werden wir erhört. Jetzt kommt „Premium“! Einlullende Softlack-Oberflächen, Design, Design und nochmals Design, verquickt mit durchdachter Elektronik und dem Flair der trendigen Audi-Lounge. Dass das Auto dreinschaut wie wir, wenn wir mit Sodbrennen und Leistungsdruck zum nächsten Meeting eilen, macht es uns nur noch sympathischer und räumt mit dieser Visage all die Leistungsverweigerer aus dem Weg, die uns leistungsbereiten Konformisten so zuwider sind!

…die horrenden Wartungskosten für die (gewinnoptimiert) durchdachte Technik zahlt die Firma und wenn in 6-8 Jahren der Softlack Blasen wirft, die Plastikschalter Zellteilung üben, das venetzte Multimedia-Bohei nach 28 Reparaturversuchen in künstlichem Koma liegt und der dritte Motor Lagergeräusche macht, fahren wir längst A3, A4, oder wenn wir besonders viele Abschlüsse geschafft haben A5-8 oder gar Qx. Wir müssen uns sowieso beeilen mit dem Kauf eines dieser schnuckeligen Premium-MiniMes – zum Einen weil schon das erste Facelift mit neuem Glitzerkram und anders geformten Tageslicht-Aggressoren unser Modell sehr alt aussehen lässt. Zum Anderen weil Audi unter Umständen schon sehr bald dieses neue, wie immer äusserst innovative Bevormundungs-Modul namens „Travolution“ in die Serie einfliessen lässt. Dass es ganz so funktioniert, wie man das von Audi gewohnt ist, kann man hier nachlesen.

Abschliessend können wir uns bei diesem hochentwickelten Konzern einfach nur herzlich bedanken, dass er uns eine weitere Stufe auf der Leiter vom Höhlenmenschen zum erleuchteten, spirituellen Globalwesen andient. Danke.

 

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