…und da lag sie nun, die Hamilton Khaki Air Race GMT – aber rollen wir die Geschichte von vorne auf.
Gekauft wurde sie ursprünglich von Jules Verne, wobei „gekauft“ nicht ganz richtig ist, er hat sie sich erdacht. Um 1866 herum muss es gewesen sein, da war ihm aufgefallen, dass er auf seiner Reise zum Mittelpunkt der Erde keinen adäquaten Zeitmesser dabei hatte und da nun das Abtauchen auf 20000 Meilen unter dem Meer anstand, voilà..!
Jules Verne war ein weiser, bedachter und weit vorausschauender Mann und so stattete er die „Hamilton“ genannte Uhr mit einem massiven Gehäuse ohne separate Lünette und mit Saphirglas aus, auf dass bei den diversen Abenteuern, die da noch kommen mögen nichts zu Bruch gehe. Für das kommende, schon durchgeplante Abtauchen sollte sie wasserdicht sein – irgendwas mit „2“, weil gerade Zahlen hübsch sind und man daran ganz viele Nullen anhängen kann. Er hängte für’s Erste 2 Nullen an, denn daraus ergab sich durch Multiplikation mit seiner Lieblingszahl 1852000 die Tiefenresistenz von 20000 nautischen Meilen, die sein neues Projekt erforderte.
Bei diesem Vorhaben galt es viele riskante Situationen zu überstehen und in ebensolchen ist es wichtig, agieren zu können – zum Beispiel durch das geschäftige Drehen an Einstellschrauben und Rädchen. Jules spendierte der „Hamilton“ also 3 Regelventile um sie krisenfest zu machen – natürlich konnten diese erst nach dem Losschrauben betätigt werden, denn Schrauben ist wichtig und noch einen Tick schöner als gerade Zahlen, die ja auch schon unglaublich schön sind.
Da er sich beim Gehäuse aus pragmatischen Gründen gegen Messing (seinem Lieblingsmetall) und für Edelstahl entschieden hatte, griff er bei der Gestaltung des Ziffernblatts, das ja vom ingeniösen Saphir geschützt wird, auf das orangene Metall zurück und malte die überlebenswichtigen Skalen mit einer Messingpaste auf. Wobei hier auch ungerade Zahlen zur Verwendung kamen, da ihm im Schaffenswahn einfach die geraden ausgegangen waren, er sich nicht wiederholen wollte und das binäre System noch nicht ausgereift war. Nun strahlte die „Hamilton“ also mit schönstem Orange, noch viel schöner als gerade Zahlen und sogar als Schrauben. Jules verband diverse dieser Ziffern mittels damals todschicker Zahnräder mit den aussenliegenden Regelventilen und konnte so diese Uhr für alle erdenklichen und noch zu erfindenden Abenteuer wappnen: Städteanzeige für eventuelle, längere Ballonfahrten, Zeitzonen allerorten für die unberechenbare Verkrümmung des Raum-Zeit-Kontinuums und eine einstellbare Countdown-Funktion zur sekundengenauen Bestimmung des erst viel später erfundenen Turbolochs. Den Antrieb übernahm ein hochkomplexes Räderwerk, das er von seinem damaligen Azubi „Fretag“ bauen liess und zum Zeichen des Dankes „Fretag 2893-2“ taufte – wobei „2893“ seine zweite (oder vierte) Lieblingszahl war, „-“ die später von seinem Kollegen Albert Einstein entdeckte kosmologische Konstante darstellte und die „2“ zum Schluss die Schönheit der geraden Zahlen würdigen sollte. Hieraus kann man auch ersehen, wie dreist die Schweizer Uhrenindustrie den Diebstahl und Ausverkauf heroischer Ingenieursleistungen betreibt – denn als der Geschmacksmusterschutz 1999 auslief, kopierte sie kurzerhand dieses wegweisende Werk, machte sich nichtmal die Mühe, die Zahl zu ändern und liess einfach nur ein paar Buchstaben weg: (FR)ETA(G) 2893-2!
Aber zurück zu Jules. Der stach am 17. März 1869 mit seiner Nautilus und der Hamilton am Arm in See um den Mariannengraben Lügen zu strafen und der Welt zu beweisen, wie still tiefe Wasser wirklich sind! Es ging tiefer und tiefer, die Tage und Wochen, gar Monate vergingen – und dann, als er es fast nicht mehr zu hoffen wagte, setzte die Nautilus am Grund der Erde auf. Jules war so geschlaucht von den beengten Platzverhältnissen in der Nautilus, dass er beschloss, nach draussen zu gehen und einen kleinen Spaziergang an diesem wunderschönen Frühherbst-Tag zu machen. Dabei passierte das Undenkbare: er blieb an einem Laternenfisch (diese Art leuchtete damals noch nicht) hängen – da das Nato-Band noch nicht erfunden war, fiel die Hamilton vom Arm und verschwand mit dem Laternenfisch in der ewigen Dunkelheit. Zu Tode betrübt schlurfte er zur Nautilus zurück – nicht wissend, dass ihm posthum die Ehre zuteil werden sollte, eine neue Art erschaffen zu haben. Denn der Laternenfisch wurde betaphysisch durch die Leuchtmasse der Hamilton phosphorisiert und pflanzte sich später fort… heute leuchten alle Laternenfische.
Jules jedoch erholte sich nie wieder von diesem Verlust, schrieb nach der Heimkehr noch lustlos seine Erlebnisse auf und verstarb 1905 vereinsamt und zeitlos. Sein wichtigstes Vermächtnis jedoch, die Hamilton verweilte lange Jahre auf dem Grund in 20000 Meilen Tiefe und stabilisierte mit ihrer erstaunlichen Gangreserve das Zeit-Raum-Kontinuum. 1914 jedoch ging auch diese Reserve zur Neige und im Juli des Jahres blieb die Hamilton stehen. Die Auswirkungen auf das Weltgeschehen waren verheerend und sind jedem aus den Geschichtsbüchern bekannt: Durch den weggefallenen Takt des Fretag 2893-2 nahe dem Erdmittelpunkt kam es zu einem Matrixfehler der 8. Dimension, die Erde wölbte sich da, wo die Hamilton lag auf und bildete innerhalb weniger Tage den zweithöchsten Massiv der Erde – den K2. Die weltweite Aufregung sorgte am österreichischen Hof für einige Fehlentscheidungen und der erste Weltkrieg nahm seinen Lauf.
…derweil die Hamilton nun nicht mehr in tiefster Tiefe, sondern in höchster Höhe lag und auf eine brauchbare Zukunft wartete. Aber zu diesem Zeitpunkt bahnte sich bereits Rettung an….
André Citroen, ein grosser Bewunderer Jules Vernes, hatte bei einem konspirativen Treffen mit diesem die Hamilton gesehen und ward von dem Gedanken nicht mehr losgelassen, sie eines Tages sein Eigen nennen zu können. Der Bau des Eiffelturms, die Gründung seiner gleichnamigen Automobilfirma, all dies waren nur hilflose Übersprungshandlungen bis er, als die Wirren des 1. Weltkriegs sich gelegt hatten, seine Kreuzzüge zum Auffinden der Hamilton beginnen konnte. Um Konkurrenten fernzuhalten, deklarierte er seine Expeditionen zu Forschung- und Erkundungsreisen – eine Verschleierung, die Einzug in die Geschichtsbücher fand und heute nicht mehr als solche bekannt ist.
Besonders naturschlau war er jedoch nicht und so begann er die Suche 1924 erst in Afrika (heute als „croisère noire“ bekannt), wo er natürlich aufgrund seiner fehlerhaften tektonischen Berechnungen nicht fündig wurde. Aber Citroen hatte Durchhaltevermögen und so nahm er 1929 erneut Anlauf, sattelte seine „chénilles“ getauften Raupenfahrzeuge und startete zur „croisière jaune“ – diesmal ins richtige Planquadrat, Richtung K2. Der Presse diktierte er eine leicht abweichende Route, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Am 24. Juli 1931 erreichte seine motorisierte Karawane unter übermenschlichen Anstrengungen das Hochplateau, auf dem die Hamilton lag – doch galt es, sie nun auch im Schneemeer zu finden. Ihre Leuchtkraft hatte sie bereits an den Laternenfisch verloren, die hätte im endlosen Weiss aber auch nichts genutzt. Die damals so pragmatisch applizierten orangenen Messingzahlen jedoch erstrahlten in voller Pracht durch die Schneedecke und so konnte André Citroen nach nur 2 Tagen lokaler Suche seinen Traum in Händen halten. Er schüttelte sie vorsichtig und das Fretag 2893-2 begann wieder zu schlagen. Die einsetzende Schwingungsresonanz von 28800 Hz hatte eine lokale Auswirkung mit späterem Weltruhm: ein nicht synchronisierter Expeditionsteilnehmer erfuhr durch die Taktung einen akuten Wachstumsschub mit extremem Haarwuchs und musste zurückgelassen werden – Jahrzehnte später wurde er von einem gewissen Reinhold Messner gesichtet und unter dem Namen „Yeti“ weltberühmt.
André Citroen jedoch setzte tarnungshalber seine Expedition fort, musste auf dem weiteren Weg nach Peking noch manch haarige Situation durch fleissiges Drehen an den Regelventilen der Hamilton entschärfen und schaffte es Überlieferungen zufolge, durch die Zweckentfremdung der Countdown-Funktion (Turboloch!) rechtzeitig zu Weihnachten 1932 wieder in Paris einzutreffen, wo er ausgiebig mit seiner Familie feierte und sich für den Silvesterabend 1932/33 mit Armand Peugeot zu einem automobilen Duell verabredete. In alkoholgeschwängertem Übermut bot er als Wetteinsatz die unter unglaublichen Strapazen ergatterte Hamilton an.
Am 31. Dezember um 20:00 Ortszeit trafen sich die Duellanten auf einer einsamen Landstrasse nahe dem Örtchen Le Mans – Citroens Vergesslichkeit und seine französische Schludrigkeit machten ihm diesen Abend zum Verhängnis: Auf dem Papier war seine Rosalie mit dem 6-Zylinder-Motor dem Peugeot 301 mit Vierzylindertriebwerk überlegen, aber André hatte am zweiten Weihnachtstag aus einer Laune heraus ein neues Band für seine Hamilton basteln wollen und bediente sich dazu des gewebten Antriebsriemens der Lichtmaschine seines Fahrzeugs… Damit hatte er zwar am 26. Dezember 1932 das Nato-Band erfunden, vergaß jedoch, den Riemen adäquat zu ersetzen – und startete zu diesem Duell ohne funktionierende Lichtmaschine.
Wie erwartet übernahm Citroen am Start die Führung, aber etwa auf halber Strecke der langen Geraden, die heute als Hunaudières bekannt ist, ging der Batterie der Strom und damit dem Motor der Zündfunken aus und er rollte antriebslos in den Zaun eines angrenzenden Käsehofs.
Armand Peugeot jubelte wie ein kleiner Junge, obwohl er die wahre Bedeutung des Wetteinsatzes nicht kannte – für ihn zählte das Niederringen seines ärgsten Konkurrenten, und der war nun wahrlich am Boden zerstört. André Citroen hielt Wort und übergab seinen Lebenstraum kein halbes Jahr nach dem Auffinden an seinen Widersacher Peugeot.
Dieser Schicksalsschlag sollte für Citroen der letzte sein – daheim angekommen schloss er sich in seine Werkstatt ein und versuchte aus dem Gedächnis die Konstruktion der Hamilton zu Papier zu bringen, um sie nachbauen zu können. Die Pläne gelangen durchaus schlüssig, als er jedoch an die Realisierung ging, bediente er sich bei einem Bauteil bedauerlicherweise des falschen Materials, eines, das ihm Madame Curie empfohlen hatte. Die Verstrahlung kostete ihn 1935 das Leben, ohne seinen Hamilton-Nachbau fertigstellen zu können. Andrés Ehefrau fand beim Auflösen seiner Werkstatt die Konstruktionspläne und übergab sie dem Chefkonstrukteur von Citroen, André Lefèbvre, der sie zunächst beiseite legte. Nach Ende des 2. Weltkrieges sollte er sie noch einmal hervorkramen und gründlich missverstehen – zusammen mit Flaminio Bertoni schuf er daraus 1954 die Déesse, das zukunftsweisendste Automobil der Geschichte.
Zurück zu Armand Peugeot, der sich das Hamilton-Original an diesem denkwürdigen Silvesterabend 1932 gesichert hatte: er liess seinen Gewinn mangels besserem Wissen daheim einfach in der Scheune auf der Werkbank liegen und widmete sich seinem Tagesgeschäft. Lange Jahre verbrachte die Hamilton vor sich hintickend in diesem Verschlag in Sochaux, bis 1940 deutsche Truppen das Dorf besetzten und die Pretiose als Kriegsbeute mitnahmen. Aus Desinteresse an allem, was nicht „german engineering“ ist, wanderte die Hamilton zu den Verbündeten südlich der Alpen, die – typisch Italiener – nicht die Ästhetik ihrer Konstruktion erkannten. Da sie aber gerade am submarinen Expandieren waren, nahmen sie sie zum Vorbild für eine schlecht kopierte, grobe und dreist-einfache Taucheruhr, die sie unverständlicherweise auch noch nach Brot benannten: die Panerai, die natürlich nicht ansatzweise an die Genialität der Vernes-Schöpfung heranreichte. Das Original hingegen landete, als sich der Wahnsinn des Krieges dem Ende zuneigte, in einem beschaulichen norditalienischen Dorf, Maranello, genauer bei einem gewissen Enzo Ferrari.
Dieser Enzo nun, ein Mann aus einfachem Hause, hatte es beim immer noch hoch angesehenen Automobilhersteller Alfa Romeo in den 20er- bis 40er-Jahren zu erklecklichem Ruhm und Ehre und einem wohldotierten Posten als Rennleiter gebracht, was ihn nicht daran hinderte, einerseits unhaltbar cholerisch und dann auch noch Legastheniker zu sein. Also freute er sich ungemein, als die abziehenden Soldaten ihm aus dem Laster heraus die Hamilton vor die Füsse warfen – denn sie hatte grosse, schöne Ziffern, auch gerade, und die konnte er vorzüglich in seinem Job gebrauchen, wo es andauernd um Zahlen ging.
Er steckte zu dieser Zeit mitten in der Emanzipation von seinem Arbeitgeber Alfa Romeo und da ihn sein bester Fahrer – Alberto Ascari – dauernd mit Gehaltforderungen belästigte und die Lira schon damals schwindelerregend wertlos war, kann der geneigte Leser nun ahnen, was passierte: Ferrari verkaufte Ascari die Hamilton als Gehaltsscheck, indem er einfach alle Zahlen auf dem Ziffernblatt miteinander multiplizierte und ihm die resultierende, astronomische Summe als Gegenwert nannte.
Ascari wiederum dachte nicht daran, die Uhr zu vergolden, vielmehr reihte er sich unter denen ein, die die Hamilton missverstanden hatten… Er glaubte, die Uhr könne ihm zum Weltmeistertitel verhelfen, weil man einerseits wunderbar gegen sie fahren und andererseits durch die Betätigung der Regelventile das Fahrwerk seines Boliden den Streckengegebenheiten anpassen könne. Dem war natürlich nicht so, aber der Glaube versetzte Berge und Ascari gewann die F1-Meisterschaft ’52 und ’53 durch fleissiges Schrauben und die Turboloch-Countdown-Funktion. Das Geheimnis seines Erfolges behielt er bis Ende 1953 für sich, doch dann erzählte er in einer schwachem Minute dem aufstrebenden Colin Chapman von der wundersamen Fahrwerksregelung… nur um ausgelacht und aufgeklärt zu werden. Der Verlust seines Glaubens stürzte ihn in eine tiefe Sinnkrise, während Chapman – listig wie er war – die Idee auf eine Serviette skizzierte um sie irgendwann selber aus dem Hut zu zaubern… Gut 30 Jahre später sollte die aktive Fahrwerksregelung für eine kleine Revolution in der Formel 1 sorgen.
Alberto Ascari hingegen wechselte von Ferrari zu Lancia, weil das ja jetzt egal war, und benutzte die Hamilton fortan ebenso halbherzig, wie er fuhr. Bis zum schicksalhaften GP von Monaco 1955, wo er, als die führende Mercedes-Phalanx ausfiel, Morgenluft witterte und unter den gestrengen Augen der gesamten Society beherzter als nötig Gas gab – in der Hafenschikane ging es mit reichlich Tempo geradeaus durch die Heuballen ins Hafenbecken. Der Lancia ging unter wie ein Stein, Ascari jedoch befreite sich und wurde von einem getreuen Diener an Bord der Yacht von Aristoteles Onassis gehievt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die Hamilton dank des „NATO“-Bandes von André Citroen noch am Arm, doch da er vom Sturz noch arg benommen war, merkte er nicht, dass Onassis ihm die Hamilton abnehmen liess – und wahrscheinlich war ihm das auch egal…
Onassis aber nicht. Der hatte schon lange nach einem Weg gesucht, tragfähige Kontakte in Süd- und Mittelamerika aufzubauen und diese Uhr, die ja schon 1914 das politische Gefüge beeinflusst hat, kam gerade recht, um ebendort vielleicht eine kleine Revolution zu entfachen… Bei einem konspirativen Treffen in der Schweinebucht mit 2 hemdsärmeligen Kiffern namens Castro und Guevara übergab er den beiden die Hamilton mit der Maßgabe, doch bitte kurz durchzurufen, wenn Kuba revolutioniert ist. Aristoteles O. war vermutlich nicht mit dem Geist seiner antiken Landsleute gesegnet, denn natürlich blieb der Anruf aus und er ein armer reicher Mann…
Castro und Guevara hingegen übernahmen Kuba en passant – die Hamilton diente dabei multifunktional zur Navigation im subtropischen Dschungel, als Luftpolsterfolien-Ersatz in giftigen Situationen und nicht zuletzt als optisches Folterinstrument für renitente Ewiggestrige.
Nun war das ja auch geschafft und die Welt ein bisschen spannender, Fidel und Che konnten sich endlich dicke Zigarren und 5-Jahres-Pläne zu Gemüte führen, aber nein, sie zerstritten sich ob der Hamilton… Che wollte sich nicht mit Kuba begnügen und hatte bereits die USA ins Visier genommen – für dieses Vorhaben benötigte er die Wunderuhr. Fidel hingegen war mit dem Platz an der Sonne vollauf zufrieden und begann sein Volk mit Politik und Zigarren zu beglücken. Die Hamilton wollte er nicht herausrücken, denn seine Zigarrendreher hatten herausgefunden, dass die Zigarren durch die rhythmische Induktierung ebendieser besonders vollmundig geraten.
Che zog also aus und bereiste China und Nordkorea, weil er gehört hatte, dass in Asien besonders gute Uhren-Plagiateure sitzen und diese ihm vielleicht eine Kopie, besser als das Original, anfertigen könnten… Der Rest ist Geschichte, die Chinesen konnten ihm auch nicht helfen und er endete sinnsuchend im bolivianischen Dschungel.
Aber auch Fidel war kein Glück beschieden, denn Kennedy, der stylische, dynamische Jungpräsident der USA war grosser Fan der vorzüglichen kubanischen Zigarren und sah es natürlich nicht gerne, dass das Geheimrezept der Vollmundigkeit beim Klassenfeind liegt. Viel wurde kolportiert über die Kuba-Krise 1962, die Wahrheit ist: es kam, wie es kommen musste. Kennedy versuchte mit militärischen Einschüchterungsversuchen Castro die Hamilton abzujagen um die USA zum Zigarrenmonopolisten zu machen und den Haushalt zu retten. Die Aktion geriet zum Debakel, zusätzlich zog er sich den Zorn des Aristoteles O. zu, der immer noch auf einen Anruf aus Kuba wartete…. und die Hamilton blieb auch bei Castro.
Onassis konnte die Brüskierung seines hoffnungsvollsten Verbündeten in Lateinamerika nicht einfach so hinnehmen und heuerte einen Wahnsinnigen an, auf dass dieser Kennedy erschiesse. Und als dies vollbracht war, ehelichte er – ganz Ehrenmann – auch noch die Witwe Jackie. Plötzlich lief es wie am Schnürchen, das Telefon klingelte auch und er konnte ein paar Geschäfte mit Fidel tätigen. Für die Hamilton begann abermals eine dunkle Periode, denn Fidel musste sich nun um wirklich wichtige Dinge wie der Laune der russischen Staatsoberen und so abstraktes Zeug wie Wirtschaft kümmern. Darob verwaiste die Zigarrenproduktion und die Hamilton wurde nur noch zum obligatorischen Volkswinken hervorgekramt.
Es lief nicht gut für Fidel, die Russen kamen und gingen, die 5-Jahres-Pläne waren utopisch und zu guter Letzt fanden ein paar verblendete Bildungsbürger im Osten Europas, dass Kommunismus keine so gute Idee sei und stürzten das ganze Kasperle-Theater da drüben, auf das er sich immer verlassen hatte. Hätte er sich nur mal der Hamilton gewidmet. So aber kam er in gesundheitliche und vor allem finanzielle Schwierigkeiten und in seiner Verzweiflung wendete er sich an den Vorzeige-Kapitalisten des neuen Russland, an Abramowitsch. Im Tausch gegen die Hamilton erhielt er etwas Öl, eine Gefängnis-Frei-Karte und die 4 Bahnhöfe…. Ein schlechter Tausch, hätte er doch eher eine Gesundheitskarte und eine Imageberatung gebraucht.
Abramowitsch hatte Grosses mit der Hamilton vor: Öl hatte er zwar genug, das war aber dazu bestimmt, seine Kunden abhängig zu machen… er selbst baute seine Yacht mithilfe der Hamilton auf Impulsschubantrieb um und segelte mit heissen Frauen um die Welt. Als die Yacht 2010 zur Überholung in eine Hamburger Werft kam, wurden die Mechaniker dummerweise nicht instruiert und so baute einer von Ihnen den vermeindlichen Schrott aus und nahm ihn mit nach Hause um ihn als profane Armbanduhr auf Ebay zu verkaufen. Ich erkannte sofort die Gunst der Stunde und erstand ein gewaltiges Stück Geschichte zu einem Spottpreis, der selbst Fidel die Tränen in die Augen getrieben hätte….
Tja, die Hamilton hat leider viele von ihr initiierte Geniestreiche wie das Turboloch (Porsche, 1974) und die aktive Radaufhängung (Lotus, 1983) nicht live miterlebt, ihr Vater Jules Vernes hat gar fast alles verpennt und ich werde mit ihr wohl in den Untergrund abtauchen müssen, um Abramowitschs Schergen zu entkommen, aber….
…insgeheim ist sie immer noch der Schlüssel zum Weltgeschehen.
Walter Grube
Super Story 😄👍